Antikoloniale Visionen

Wie Bewegungen weltweit das Erbe des Deutschen Kolonialismus herausfordern

Glossar

Anti-Schwarzer Rassismus

Als Anti-Schwarzen Rassismus bezeichnet man Diskriminierungen, die sich speziell gegen Schwarze Menschen richten. Seine Entstehung ist eng mit dem transatlantischen Versklavungshandel und dem Kolonialismus verknüpft.

Um die brutale Kolonialisierung zu legitimieren, erklärten Europäer:innen, darunter auch Wissenschaftler:innen, dass es biologische „Menschenrassen“ gäbe. Weiße Menschen wurden als höherwertig und überlegen, und Schwarze Menschen als minderwertig und unterlegen kategorisiert. Solche Denk- und Verhaltensweisen aus der Zeit des Kolonialismus wirken bis heute nach. Sie zeigen sich in rassistischer Diskriminierung Schwarzer Menschen in allen Lebensbereichen. Laut Daten des Afrozensus von 2021gaben 97 Prozent der befragten Schwarzen Menschen in Deutschland an, Diskriminierung erfahren zu haben. So geben beispielsweise 90% der Befragten an, dass ihnen schon einmal ungefragt in die Haare gefasst wurde.

Anglophone Krise

Seit 2016 herrscht ein schwerer Konflikt in den englischsprachigen Regionen im Nordwesten und Südwesten Kameruns. Von 1884-1919 war Kamerun eine deutsche Kolonie. Danach stand der Nord- und Südwesten unter britischer Herrschaft, während der Rest des Landes von Frankreich kolonialisiert war. Damals haben die Briten und Franzosen unterschiedliche Gesetze, Verwaltungen und Systeme in ihren Teilen des Landes eingeführt. Nach der Unabhängigkeit 1960/61 übernahm der französischsprachige Zentralstaat die Kontrolle und baute viele föderale Strukturen ab. Dadurch fühlen sich die englischsprachigen Regionen seit 1960 immer stärker benachteiligt. 2016 haben Lehrkräfte, Anwält:innen und andere anglophone Bürger:innen gestreikt und protestiert. Die Regierung reagiert mit Polizeigewalt, Verhaftungen und teils militärischen Einsätzen. Einige Gruppen in den anglophonen Gebieten fordern vollständige Unabhängigkeit unter dem Namen „Ambazonia“. Es gibt bewaffnete Separatistengruppen. Die Lebenssituation in den Gebieten ist sehr unsicher. Über 6.000 Menschen haben ihr Leben seit 2017 verloren, 583.000 sind Binnenvertriebene, 65.000 sind nach Nigeria geflohen, und rund 600.000 Kinder können nicht zur Schule gehen.

Auswärtiges Amt

Das Auswärtige Amt ist das deutsche Außenministerium. Die Leitung des Auswärtigen Amts hat der:die Bundesminister:in des Auswärtigen, also der:die Außenministerin. Es folgt historisch dem preußischen Außenministerium (1870 des Norddeutschen Bundes, seit 1871 des Deutschen Reiches). Heute arbeiten rund 13.600 Menschen in und außerhalb von Deutschland im Auswärtigen Amt, wie zum Beispiel in den Botschaften in anderen Ländern. Das Auswärtige Amt war ein zentraler Akteur des deutschen Kolonialismus und für die Verwaltung der deutschen Kolonien zuständig. Das Auswärtige Amt trägt als Institution eine Mitverantwortung für Gewalt und Verbrechen in den deutschen Kolonien.

Berliner Afrika-Konferenz

Ohne dass ein:e einzig:e afrikanische:r Vertreter:in anwesend war, teilten europäische Staaten den afrikanischen Kontinent auf der Berliner Konferenz 1884/85 unter sich auf. So wurden Einflussgebiete und Staaten erschaffen, die bestehende Königreiche, Sprachgruppen oder auch die wirtschaftliche Nutzung bestimmter Gebiete ignorierten und zerstörten. Zwar hatte die gewaltvolle Aufteilung des Kontinents durch Europäer:innen schon lange vor der Berliner Afrika-Konferenz begonnen. Die Konferenz ist dennoch ein Schlüsselereignis, das die afrikanisch-europäischen Beziehungen bis heute prägt.

Dekolonisierung

Dekolonisierung bedeutet, dass die weltweite Kolonialherrschaft aufgehoben wird, also auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene. In vielen Kolonien gründeten sich Mitte der 1940er-Jahre Bewegungen und Parteien, die für die Unabhängigkeit ihrer Länder kämpften. Das Jahr 1960 markiert hierbei ein Schlüsseljahr, in dem 18 afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit erlangten. Trotz der formalen Unabhängigkeit existieren in vielen Ländern jedoch bis heute koloniale Strukturen auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene. Deshalb sind selbstbestimmte Wirtschaftsstrukturen und die Förderung der eigenen kulturellen Identität wichtige Ziele heutiger Dekolonisierungsbewegungen.

Diskriminierung

Diskriminierung bedeutet, dass Menschen oder Gruppen wegen bestimmter Merkmale, wie Hautfarbe, Geschlecht oder sozialem Hintergrund, benachteiligt oder unterdrückt werden. Das kann sich auf verschiedene Weisen zeigen: durch das Verhalten einzelner Personen, zum Beispiel durch beleidigende oder ausgrenzende Worte, durch Normen, Werte oder Bilder, die durch Medien vermittelt werden (z. B. in der herabwürdigenden Darstellung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen in Musik, Film und Werbung) oder in Form von Regeln und Gesetzen in Institutionen wie Schulen oder im Gesundheitssystem. Diskriminierung kann für Betroffene große/schwerwiegende Folgen haben –sozial, finanziell oder gesundheitlich – und zeigt sich zum Beispiel in Ausgrenzung, Gewalt, Ausbeutung oder dem Gefühl, machtlos zu sein.

FCFA

FCFA = Franc des Colonies Françaises d’Afrique

Um Politik, Wirtschaft und Ressourcen seiner 14 Kolonien in Zentral- und Westafrika besser kontrollieren zu können, schuf Frankreich 1945 den FCFA. Zunächst war er an den französischen Franc gekoppelt, heute ist er fest an den Euro gebunden. Die Länder, die den FCFA nutzen, müssen 50 % ihrer Währungsreserven bei der französischen Nationalbank hinterlegen – auf dieses Geld haben sie keinen direkten Zugriff. Auch nach der formalen Unabhängigkeit der Länder blieb der FCFA bestehen. Dadurch wurde die wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien weitergeführt. Nach der „Unabhängigkeit“ mussten afrikanische Staaten sogenannte Kooperationsabkommen mit Frankreich unterzeichnen. Diese Abkommen sicherten Frankreich weiter Macht in Bereichen wie Außenpolitik, Handel, Verteidigung, Bildung oder der Kontrolle über Rohstoffe – und verpflichteten die Länder, den FCFA beizubehalten.

Humboldt Forum

Das Humboldt Forum befindet sich im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss auf der Museumsinsel in Berlin-Mitte. Das Humboldt-Forum ist ein interdisziplinäres Kulturzentrum mit Schwerpunkt auf der Präsentation von Sammlungen und Kulturen aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Sowohl der Bau des Gebäudes als auch die gezeigten Sammlungen stehen seit Projektplanung immer wieder öffentlich in der Kritik. Die Rekonstruktion der äußeren Schlossfassade im Stile des alten Berliner Stadtschlosses wird wegen seines imperialen Charakters einer preußischen Herrscherresidenz, aber auch auf Grund von rechtsradikalen Positionen von Spender:innen der Rekonstruktion kritisiert. Die Ausstellungsräume im Inneren des Humboldt Forums standen vor allem deshalb in der Kritik, da die Sammlungsbestände des Ethnologischen Museums in Dahlem vollständig ins Humboldt Forum überführt wurden. Diese sind zum Großteil im kolonialen Kontext und häufig unter Gewalt aus den Herkunftsgesellschaften entwendet worden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist formell der offizielle Besitzer viele dieser Kulturgüter, die im Humboldt Forum gezeigt werden.

Institutioneller Rassismus

Institutioneller Rassismus meint Formen der Diskriminierung, Ausgrenzung oder Abwertung, die von den Institutionen einer Gesellschaft, wie zum Beispiel der Polizei, von Behörden oder Schulen, ausgehen. Ausgangspunkt sind dabei nicht die Vorurteile oder abwertenden Einstellungen der handelnden Individuen. Vielmehr führen die Auslegung oder die Anwendung von Regeln, Vorschriften, Normen, Routinen oder eingeschliffenen Praktiken dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen mittelbar oder unmittelbar benachteiligt werden. Institutioneller Rassismus kreiert bei vielen Betroffenen ein Gefühl der Machtlosigkeit und verstärkt soziale Ungleichheiten.

Kulturgut

Kulturgut ist für eine bestimmte Gruppe oder Gemeinschaft besonders wichtig und wertvoll. Darunter zählen materielle Dinge, zum Beispiel: Paläste oder Gotteshäuser; Kunstwerke wie Gemälde oder Skulpturen; Gegenstände des Alltagswie Werkzeuge, Kleidung oder Bücher sowie sakrale Gegenstände wie Ketten oder Masken. Aber auch immaterielle Dinge wie traditionelle Feste, Tänze, Lieder oder Sprache(n) und orale Rituale werden als Kulturgüter bezeichnet. Kulturgüter helfen die Geschichte und Identität einer Gesellschaft zu verstehen und an die kommenden Generationen weiterzugeben. Deshalb werden sie geschützt und bewahrt. Im kolonialen Kontext werden geraubte Kulturgüter durch die Kolonialmächte als „Vermögenswerte“ oder „Besitz“ betrachtet. In den meisten Herkunftsgesellschaften werden sie nicht als „Besitz“ verstanden, sondern haben häufig in erster Linie eine spirituelle oder sakrale Bedeutung.

Kolonialismus

Kolonialismus bezeichnet die gewaltvolle Besetzung, Verdrängung, Unterdrückung, Auslöschung und Versklavung von Territorien/Land und Gesellschaften. Als Beginn des Kolonialismus wird gemeinhin die Ankunft von Europäer:innen im heutigen Nordamerika im 15. Jahrhundert und die darauffolgende Verdrängung und teilweise Auslöschung einheimischer Gesellschaften gesehen. Koloniale Strukturen wurden von Europäer:innen in den folgenden Jahrhunderten nicht nur in Amerika, sondern auch in Afrika, in Asien und im Pazifischen Raum etabliert. Ihren Höhepunkt erreichte die koloniale Expansion im Zuge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Politische und ökonomische Strukturen wurden durch koloniale Grenzziehungen zerstört und Glaubenssysteme unterdrückt. Ihre kolonialen Projekte legitimierten die Europäer:innen durch rassistische Ideologien, welche die Unterlegenheit nicht-europäischer Gesellschaften belegen sollten und die sogenannte europäische „Zivilisierungsmission“ rechtfertigen.

Nso

Nso ist der Name eines Königreiches und seiner Bevölkerungsgruppe im Nordwesten Kameruns. Die Hauptstadt ist Kumbo, und die Sprache der Nso heißt Lamnso. Die Gründungsgeschichte der Nso erzählt, dass drei Geschwister, Nchare, Yen und Ngonnso‘, wegen Thronstreitigkeiten den Hof ihres Vaters in Rifem verließen. Auf ihrer Wanderung trennten sich ihre Wege, und Ngonnso‘ ging allein weiter. Sie traf auf die Visale, die ihr folgten, und gründete 1394 mit Geburt ihres ersten Sohns, des ersten Fon (König), das Fontum (Königreich) der Nso‘ in Kovifem. Identität und gesellschaftliche Stellung der Nso‘ sind auch heute stark durch ihre Stellung im Fontum geprägt. An der Spitze des Fontum steht der Fon, unter ihm existieren traditionelle Regierungsinstitutionenwie die Geheimgesellschaften.

Ngonnso

Laut der Gründungsgeschichte ist Ngonnso die Gründerin des Fondom Nso. Ihr zu ehren wurde nach ihrem Tod eine sakrale sitzende Figur aus Holz geschnitzt, die komplett mit Kaurimuscheln verziert ist und in ihren Händen eine Schale trägt. Die sakrale Figur Ngonnso wird als Gründungsmutter, Schutzfigur und Gottheit verehrt. Es ist davon auszugehen, dass Ngonnso 1902 von Hans Houben während einer Strafexpedition aus dem Königspalast der Nso entwendet und dann von Curt von Pavel 1903 nach Deutschland gebracht wurde. Die exakten Umstände der Aneignung der Ngonnso lässt sich aus historischen Quellen nicht rekonstruieren. Es ist aber klar, dass sie zu den vielen Kulturgütern gehört, die in der Kolonialzeit unter Zwang, Gewalt oder in einem Kontext von ungleichen Machtverhältnissen entwendet wurden.

Provenienzforschung

Provenienzforschung bedeutet die Erforschung der Herkunft (= Provenienz) eines Objekts oder menschlicher Überreste. Dies heißt zunächst, deren Vorgeschichte und deren Weg in das Museum herauszufinden. Im Kontext der Dekolonisierung von ethnologischen Sammlungen ist eine systematische postkoloniale Provenienzforschung das Ziel einiger Museen. Sie sehen sich in der Verantwortung, die Rolle des Museums im Unrechtskontext des Kolonialismus unter Berücksichtigung der gewaltförmigen Aspekte der Sammlungsgenese aufzuarbeiten. Ein wichtiger Teil ist dabei die Zusammenarbeit in internationalen Forschungsteams und mit Vertreter:innen der Herkunftsgesellschaften. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sind die Grundlage für Repatriierungen und Restitutionen.

Rassismus

Seit dem 17. Jahrhundert versuchten Forschende die Menschheit in Rassen zu unterteilen. Diese pseudowissenschaftliche Rassenlehre wurde ab dem 19. Jahrhundert immer populärer und zunehmend mit dem Ziel eingesetzt, die Überlegenheit der “weißen Rasse” zu beweisen. Das Konzept diente dazu, koloniale Herrschaft sowie die Ausbeutung von Ressourcen durch den Westen zu legitimieren. Rassismus ist bis heute ein weltweites Problem, das zur Unterdrückung bis hin zur Ermordung von nicht-weißen Menschen führt. Rassismus kann in vielerlei Formen in Erscheinung treten: z. B. als institutionelle Diskriminierung durch Behörden, im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt oder durch alltägliche Entwürdigungen.

Restitution

Restitution ist die Rückgabe von Kulturgütern an Personen, Gemeinschaften oder Institutionen. Für ethnologische Museen bedeutet das u. a. die Rückgabe identitätsstiftender, kultureller oder sakraler Gegenstände, die im kolonialen Kontext erworben, unter ungleichen Machtverhältnissen angeeignet oder geraubt wurden, an die Herkunftsgesellschaften. Dies erfolgt in der Regel nach einer systematischen Provenienzforschung und wird gemeinsam mit der jeweiligen Herkunftsgemeinschaft vorbereitet und durchgeführt.

Schwarz- und Weißsein

Schwarz-Sein mit großem „S“ und weiß-Sein mit kleinem „w“ bezeichnen keine biologischen Eigenschaften oder tatsächliche Hautfarben, sondern markieren die Positionierung einer Person in einem von Rassismus geprägten Gesellschaftssystem (also in allen Gesellschaften). Mit weiß-Sein ist die dominante und als Norm verstandene Position im System Rassismus gemeint, die in der Regel unbenannt und damit unsichtbar bleibt. Mit der Verwendung des Begriffs weiß bzw. weiß-Sein wird dem Umstand Rechnung getragen, dass weiß-Sein weiße Menschen in ihrem Selbstverständnis und in ihrem Verhalten prägt und ihnen viele Vorteile und Privilegien verschafft (z. B. automatisch und unhinterfragt als der Gesellschaft zugehörig betrachtet zu werden). Schwarz oder Schwarz-Sein ist die Selbstbezeichnung von Menschen afrikanischer oder afrodiasporischer Herkunft, Schwarzen Menschen, Menschen mit dunklerer Hautfarbe oder People of Color. Die Selbstbezeichnung Schwarz ist dabei als Kennzeichnung einer gesellschaftspolitischen Positionierung in einer weißen Dominanzgesellschaft und als aktiver Bruch mit rassistisch konnotierten Fremdzuschreibungen zu verstehen. Das großgeschriebene „S“ symbolisiert einen Akt der Selbstermächtigung (Empowerment), in dem die individuelle oder kollektive Erfahrung des Schwarz-Seins sichtbar gemacht wird.

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist eine große deutsche Kulturinstitution, die viele Museen, Bibliotheken und Archive betreibt. Sie wurde 1957 per Gesetz gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die ihr übertragenen Kulturgüter zu bewahren, zu pflegen und zu ergänzen. Sie verwaltet zahlreiche Kunstwerke und historische Objekte, darunter auch viele aus der Kolonialzeit. Während der Kolonialherrschaft wurden viele dieser Gegenstände im Zuge von Strafexpeditionen, ohne Zustimmung oder unter Zwang aus afrikanischen, asiatischen und pazifischen Ländern nach Deutschland gebracht. Große Teile der im Humboldt Forum ausgestellten ethnologischen Sammlungen gehören formal der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Erst seit 2008 begann die Stiftung Preußischer Kulturbesitz damit, die Bestände nach ihren Herkunftsgeschichten zu erforschen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht für ihre Rolle im Humboldt Forum und im Umgang mit kolonialem Kulturerbe immer wieder öffentlich in der Kritik, insbesondere wegen der Herkunft der Objekte und der Transparenz bei Provenienzforschung und Rückgaben.

Strafexpedition

Eine Strafexpedition ist ein militärischer Einsatz eines Staates. Im kolonialen Kontext handelt es sich meist um zeitlich und räumlich begrenzte Feldzüge, um Widerstand der lokalen Bevölkerung zu bestrafen und zu unterdrücken. Der Begriff klingt, als ginge es um eine „gerechte Strafe“ und verschleiert brutale Gewalt und Einschüchterung: Regionen wurden zerstört, Menschen getötet oder verschleppt, und Kulturgüter geplündert. Historiker:innen betonen, dass der Begriff Teil kolonialer Propaganda war, um die Gewalt in den Kolonien zu rechtfertigen. Deutschland führte hunderte solcher militärischen Einsätze in Kolonien durch. Viele der dabei geraubten Kulturobjekte gelangten später in ethnologische Museen in Deutschland.

Struktureller Rassismus

Struktureller Rassismus bezieht sich auf Institutionen, Normen und Gesetze. Es handelt sich um eine diskriminierende Haltung, die durch bestehende Institutionen und Strukturen gefördert wird und von einzelnen Individuen in diesen Strukturen unbewusst weitervermittelt und aufrechterhalten werden. ZumBeispiel: Racial Profiling – eine Praxis der Polizei, bei der Menschen nur auf Grund ihrer Hautfarbe oder vermeintlichen Herkunft als verdächtig eingestuft werden und nicht auf Grund konkreter Verdachtsmomente angehalten/kontrolliert werden.

Quellen

Quellen

Fachliteratur:

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Internetquellen

Alle Internetquellen wurden zuletzt am 22.09.2025 abgerufen.

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